Die Rolle der Lebensmittelbranche in Wirtschaft und Gesellschaft
Zur Lebensmittelbranche im engeren Sinne gehören die weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie, das Lebensmittelhandwerk und der Lebensmittelhandel. Im weiteren Sinne sind die Landwirtschaft und die Gastronomie zur Lebensmittelbranche zu zählen. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse bilden den Ausgangspunkt der Versorgungskette.
Zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die auch ohne Weiterverarbeitung direkt in den Handel und bei Abnehmern in der Gastronomie gelangen, gehören Obst, Gemüse und Eier.
Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Getreide finden erst über Schlachthöfe, Molkereien und Getreidemühlen ihren Weg in die Konsummärkte. Gleiches gilt für pflanzliche Rohstoffe zur Produktion von Grundstoffen wie Zucker oder Genussmitteln wie zum Beispiel Kakao, Kaffee, Tee oder Gewürzen.
Die Vielfalt der Lebensmittelbranche zeigt sich auch in der Anzahl der Einzelverbände, die in dieser Branche als Interessensvertretungen agieren. Der Lebensmittelverband Deutschland ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft, zu dem Unternehmen und Verbände der gesamten Lebensmittelkette gehören. Im Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels sind die Landesverbände des Einzelhandels zusammengeschlossen.
Darüber hinaus sind die zahlreichen Mitglieder von Einzelbranchen in eigenen Interessensverbänden vertreten. Hier eine beispielhafte Auswahl:
Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V.
Zahlen der Lebensmittelbranche mit Fokus auf Betriebe, Beschäftigte und Umsätze
Die Grenzen zwischen den einzelnen Teilsegmenten innerhalb der Lebensmittelbranche sind fließend. Die deutsche Lebensmittelindustrie entwickelt sich in gleichem Maße zu einer immer stärker auch exportorientierten Industrie, wie der hiesige Groß- und Einzelhandel weiterhin durch große Anteile an Importware aus der EU und anderen Kontinenten geprägt ist. Trotzdem lässt sich anhand einiger übergeordneter Kennzahlen erfassen, welch wichtige Rolle die Branche für die deutsche Wirtschaft und den deutschen Arbeitsmarkt spielt.
Rund 6 Millionen Menschen finden in der Lebensmittelbranche Beschäftigung. Davon entfallen ca. 1,2 Mio. auf rund 80.000 Einzelhandelsgeschäfte und Filialen. Mehr als 2,3 Mio. Menschen finden in ca. 250.000 gastronomischen Betrieben Arbeit. Handwerk und Industrie stellen rund 750.000 Arbeitsplätze in ca. 65.000 Betrieben zur Verfügung. Der Agrarbereich nimmt ca. 700.000 Beschäftigte in knapp 34.000 landwirtschaftlichen Höfen und 4.000 Agrargroßhandelsbetrieben auf. 250.000 Beschäftigte sind im Lebensmittelgroßhandel tätig, der mit ca. 12.000 Betrieben an der Nahrungsmittelversorgungskette beteiligt ist.
Die aussagekräftigste Größe, anhand derer die wirtschaftliche Bedeutung der Lebensmittelbranche deutlich wird, lässt sich am ehesten aus den Umsätzen des Lebensmitteleinzelhandels ableiten. In den Jahren 2020 bis 2023 wurde dort ein Volumen von durchschnittlich 220 Mrd. Euro pro Jahr erzielt. Die weiterverarbeitende Industrie lag mit rund 195 Mrd. Euro nur knapp darunter. Allerdings ist die Lebensmittelbranche auch geprägt von hohen Import- und Exportraten. Was letztendlich aus heimischer Agrar- und Industrieproduktion über den hiesigen Handel an deutsche Konsumenten umgeschlagen wird, lässt sich schwer beziffern. Zudem fließen in die Umsatzgrößen des Lebensmitteleinzelhandels auch Non-Food-Artikel und Importware hinein. Der Lebensmittelgroßhandel als weiterhin wichtiger Umschlagplatz für alle Erzeugnisse, die in Deutschland gehandelt werden, repräsentiert ein ebenfalls beachtliches Volumen von rund 253 Mrd. Euro in 2022. Auch diese Zahl ist vor dem Hintergrund zu interpretieren, dass ein großer Teil der Gastronomie seine Waren direkt über den Großhandel bezieht. Gleichzeitig tragen Abnehmer aus dem Ausland in erheblichem Maße zu den Umsätzen des Großhandels bei.
Nach wie vor behauptet sich die Lebensmittelbranche als viertgrößter Wirtschaftszweig in Deutschland.

Trends und Herausforderungen in der Lebensmittelbranche
Die weiterverarbeitende Industrie nimmt mit ihren Erzeugnissen den größten Einfluss auf unsere Ernährungsgewohnheiten. Zwischen den Parametern Geschmack, Gesundheit und Genuss muss sie einen stets aktuellen und vom Verbraucher akzeptierten Weg finden, um erfolgreich zu bestehen. Die Konsumenten werden traditionell von Trends in der Gastronomie beeinflusst. Was dort konsumiert und erlebt wird, will der Verbraucher so weit wie möglich auch im Sortiment eines Supermarktes oder im spezialisierten Fachgeschäft widergespiegelt sehen. Der Convenience-Food-Bereich nimmt vor diesem Hintergrund also eine Schlüsselrolle ein.
An kaum eine Industrie werden zudem unter dem Einfluss der Medien so viele Fragen gestellt wie an die Lebensmittelbranche. Umweltaspekte, die Verarbeitung von Rohstoffen aus nachhaltigem Anbau und ernährungsphysiologische Aspekte müssen in stets neuer attraktiver Darbietungsform und letztlich auch als geschmacklich überzeugende Produkte zum genussorientierten Kunden gelangen. Der Kunde erwartet also immer wieder neue Vielfalt in allen Bereichen seiner täglichen Ernährung. Und er fordert gesunde Produkte, die den neuesten Ernährungstrends und Konsumgewohnheiten entsprechen.
Verbraucher fordern zunehmend Produkte, die nicht nur schmecken, sondern auch nachhaltig produziert wurden. Dies spiegelt sich in Trends wie regionalen Produkten, Bio-Anbau, veganer und vegetarischer Ernährung sowie dem Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung wider.
Neben dem Geschmack spielen auch gesundheitliche Aspekte eine wichtige Rolle. Verbraucher suchen nach Produkten, die zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen und frei von künstlichen Zusatzstoffen sind. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für die Auswirkungen unserer Ernährung auf Umwelt und Klima. Die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln, die ressourcenschonend angebaut und verarbeitet werden, wächst kontinuierlich. Zudem gewinnen Konzepte wie Unverpackt-Läden und Gemeinschaftsgärten an Bedeutung, die den Konsum nachhaltiger Lebensmittel erleichtern.
Neben den eigentlichen Erzeugnissen spielt auch die Art und Weise, wie sie dem Verbraucher präsentiert werden, eine entscheidende Rolle beim Ringen um Marktanteile und Stammplätze im Konsumportfolio der Zielgruppen. Entsprechend gehört die Lebensmittelindustrie zu den wichtigen Zielgruppen der Verpackungsindustrie und bildet zusammen mit dem Lebensmitteleinzelhandel auch eine wichtige Säule der Marketing- und Werbewirtschaft. Neben den Produkten, die in dieser Branche produziert und gehandelt werden, steht die Lebensmittelbranche auch für einen hohen Bedarf an Investitionsgütern. Größere mittelständische Betriebe verfügen über eine weitestgehend automatisierte Produktion und ausgefeilte Logistik.
Auch im Einzelhandel basiert ein großer Teil des Erfolgs auf der Warenpräsentation. Gerade die großen Einzelhandelsketten, die etwa 75 Prozent des Gesamtumsatzes im Lebensmitteleinzelhandel auf sich konzentrieren, müssen ihren Kunden immer wieder moderne Erlebnis- und Einkaufswelten bieten, um im Wettbewerb untereinander zu bestehen. Selbst die Discounter dringen in immer stärkerem Maß in die urbanen Zentren und Fußgängerzonen vor. Deshalb besteht auch in diesem Segment ein anhaltend hoher Bedarf an Investitionen in den Bereichen Ladenbau und Kassensysteme.
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Neue Wege in der Lebensmittelbranche
In Zeiten des digitalen Wandels steht nun auch die Lebensmittelbranche vor der Herausforderung, sich anzupassen. Mit dem Aufstieg des E-Commerce müssen Unternehmen, die zuvor auf dem stationären Handel beruhten, ihre Geschäftsmodelle anpassen und neue digitale Kanäle nutzen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Gleichzeitig birgt der Online-Handel auch Chancen. Durch die Analyse von Kundendaten können Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen besser auf die Bedürfnisse ihrer Kunden abstimmen. Zudem ermöglicht der Online-Handel den Zugang zu neuen Kundengruppen und Märkten. Die Zukunft der Lebensmittelbranche wird von der Fähigkeit abhängen, sich an die sich ständig verändernden Konsumgewohnheiten anzupassen und neue Technologien zu nutzen.