Nachhaltigkeit im Bauwesen – ein ganzheitlicher Ansatz
Nachhaltigkeit im Bauwesen ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Planung und dem Bau bis hin zum Betrieb und Rückbau – so zu gestalten, dass sie ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich sind.
Ökologisch bedeutet dies, den Ressourcenverbrauch zu minimieren, die Energieeffizienz zu maximieren und die Umweltbelastung zu reduzieren. Dazu gehören Maßnahmen wie die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen, die Reduzierung von Bauabfällen, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Förderung der Biodiversität.
Aus einer ökonomischen Perspektive zielt Nachhaltigkeit im Bauwesen darauf ab, die Lebenszykluskosten zu optimieren und die Wirtschaftlichkeit von Gebäuden zu gewährleisten. Dies kann durch langlebige und wartungsarme Konstruktionen, flexible Nutzungsmöglichkeiten und die Steigerung des Gebäudewerts erzielt werden.
Sozial bezieht sich Nachhaltigkeit im Bauwesen auf die Schaffung von gesunden und komfortablen Lebensräumen für die Nutzer sowie auf die Förderung sozialer Gerechtigkeit. Hierbei werden Aspekte wie die Barrierefreiheit, die Einbeziehung der Nutzer in Planungsprozesse und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum berücksichtigt.
Nachhaltiges Bauen ist somit mehr als nur "grünes Bauen". Es ist ein Ansatz, der die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden.
Zertifikate und Normen für nachhaltige Gebäude
Um die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu bewerten und zu fördern, wurden verschiedene Zertifizierungssysteme entwickelt. Bekannte Beispiele sind BREEAM (Großbritannien), LEED (USA) und das System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Diese Systeme berücksichtigen die ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekte der Nachhaltigkeit und bewerten Gebäude anhand verschiedener Kriterien, wie z.B. Energieeffizienz, Materialwahl und Nutzerkomfort.
Neben Zertifizierungen spielen auch gesetzliche Vorgaben und Normen eine wichtige Rolle. Die Bauprodukteverordnung definiert beispielsweise Anforderungen an den Umweltschutz und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen bei Bauprodukten.
Auch internationale und europäische Normungsorganisationen (ISO und CEN) befassen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit im Bauwesen und haben entsprechende Normen entwickelt, z.B. die ISO 15392 ("Nachhaltiges Bauen. Allgemeine Grundsätze") und die ISO 21930 ("Umweltproduktdeklarationen von Bauprodukten").
Die DGNB betont die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung bei der Planung und Errichtung nachhaltiger Gebäude. Neben der Energieeffizienz und dem Einsatz umweltfreundlicher Materialien müssen auch Aspekte wie die intelligente Verteilung von Ressourcen (Strom, Wasser etc.), die Nutzerfreundlichkeit und die flexible Gestaltung des Grundrisses berücksichtigt werden. Die Herausforderung besteht darin, diese verschiedenen Aspekte optimal zu kombinieren.
Nachhaltige Baumaterialien und Praktiken
Ein zentraler Aspekt des nachhaltigen Bauens ist die sorgfältige Auswahl der Baustoffe. Im Gegensatz zu konventionellen Materialien zeichnen sich nachhaltige Baustoffe durch eine Reihe von Eigenschaften aus, die sowohl die Umwelt schonen als auch die Lebensqualität der Gebäudenutzer verbessern.
Nachhaltige Materialien werden bevorzugt aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien gewonnen. Dazu gehören:
- Holz: Nachwachsender Rohstoff mit hervorragenden Dämmeigenschaften, ideal für tragende Konstruktionen und den Innenausbau. Holz speichert Wärme, reguliert die Luftfeuchtigkeit und schafft ein angenehmes Raumklima.
- Lehm: Natürlicher Baustoff mit feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Lehm sorgt für ein gesundes Raumklima und kann zu Ziegeln, Stampflehm oder Lehmputz verarbeitet werden.
- Recycelter Beton: Aus Bauschutt gewonnen und zu neuem Beton verarbeitet, schont Ressourcen und reduziert Abfall. Recycelter Beton kann in vielen Bereichen des Bauwesens eingesetzt werden.
- Zellulose: Effizienter und nachhaltiger Dämmstoff. Zellulose wird aus Altpapier gewonnen, bietet gute Dämmeigenschaften und ist recyclebar.
- Hanf: Vielseitig einsetzbare Naturfaser. Hanf kann als Dämmstoff, für die Herstellung von Baustoffen wie Hanfbeton oder Hanfkalk und sogar für Textilien verwendet werden.
Bei der Herstellung nachhaltiger Baustoffe wird darauf geachtet, dass möglichst wenig Energie benötigt wird und die Umweltbelastung minimal ist. Zudem sind diese Materialien in der Regel langlebig und robust, was den Bedarf an Ersatz und Renovierungen reduziert und somit langfristig Ressourcen schont.
Neben der Materialwahl spielen auch nachhaltige Baupraktiken eine entscheidende Rolle. Eine effiziente Planung, die den Materialverbrauch minimiert und Abfälle vermeidet, ist dabei von großer Bedeutung. Recycling und die Wiederverwendung von Baustoffen werden ebenfalls großgeschrieben. Hierbei gewinnt das Konzept der Kreislaufwirtschaft, das darauf abzielt, Ressourcen im Kreislauf zu führen und Abfälle zu vermeiden, zunehmend an Bedeutung.
Herausforderungen und Chancen der Nachhaltigkeit im Bauwesen
Die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Bauwesen ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden. Eine der größten Hürden sind die Kosten. Nachhaltige Bauweisen und Materialien können in der Anschaffung teurer sein als konventionelle Lösungen. Langfristig gesehen gleichen sich diese Mehrkosten jedoch oft durch geringere Betriebs- und Instandhaltungskosten sowie einen höheren Gebäudewert aus.
Eine weitere Herausforderung ist die Komplexität nachhaltiger Bauprojekte. Die Planung und Umsetzung erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachleute und eine ganzheitliche Betrachtung aller Lebenszyklusphasen.
So müssen beispielsweise Architekten, Energieberater und Statiker eng zusammenarbeiten, um energieeffiziente und zugleich stabile Gebäudekonstruktionen zu entwickeln. Gleichzeitig erfordert die ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung eine frühzeitige Planung des Rückbaus und der Wiederverwertung von Baustoffen, um Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden.
Trotz dieser Herausforderungen bietet die Nachhaltigkeit im Bauwesen auch enorme Chancen. Sie fördert Innovationen und die Entwicklung neuer Technologien, die zu einer effizienteren Ressourcennutzung und einer Reduzierung der Umweltbelastung beitragen.
So entstehen beispielsweise neue Materialien mit verbesserten Dämmeigenschaften oder Recyclingverfahren, die Baustoffe wiederverwertbar machen. Dieser Innovationsschub trägt nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit der Bauindustrie.
Zukunftsperspektiven des nachhaltigen Bauwesens
Nachhaltigkeit im Bauwesen ist weit mehr als nur ein Trend; sie ist die Grundlage für eine zukunftsfähige Architektur, die Ökologie, Ökonomie und soziale Verantwortung in Einklang bringt. Nachhaltige Materialien, effiziente Bauweisen und innovative Technologien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen es, Gebäude zu schaffen, die Ressourcen schonen, die Umweltbelastung minimieren und gleichzeitig ein gesundes und komfortables Lebensumfeld für die Nutzer bieten.
Doch die Zukunft des Bauens hält noch viel mehr bereit. Gebäude könnten künftig nicht nur passiv nachhaltig sein, sondern aktiv zur Verbesserung der Umwelt beitragen. Bio-Solarzellen, integriert in Fassaden oder Dächer, könnten Gebäude in kleine Kraftwerke verwandeln, die ihren eigenen Strom produzieren – dies wird beispielsweise bereits in Sportstadien implementiert. Vertikale Gärten an den Außenwänden würden grüne Oasen inmitten der Stadt schaffen, die Luft filtern, Lärm reduzieren und Lebensraum für Insekten und Vögel bieten.
Diese Vision einer nachhaltigen Architektur zeigt, dass Gebäude weit mehr sein können als nur "Betonklötze". Sie werden zu lebendigen Organismen, die im Einklang mit der Natur stehen und einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten. Eine Zukunft, in der Architektur und Natur Hand in Hand gehen – das ist das Ziel des nachhaltigen Bauens.
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