Inhaltsübersicht 
 

  1. Warum sich die globalen Handelsstrategien im Gemüsemarkt verändern 
  2. Aktuelle Risiken und Herausforderungen für den europäischen Gemüsemarkt 
  3. Wie Friendshoring die Lieferkettenplanung in Europa umgestaltet 
  4. Kosten, Nutzen und strategische Vorteile von Friendshoring 
  5. Drei umsetzbare Strategien für erfolgreiches Friendshoring im Gemüsemarkt 
  6. Profi-Tipp: So gelingt die regionale Beschaffung im Gemüsemarkt 
  7. Fazit 

 

1.    Warum sich die globalen Handelsstrategien im Gemüsemarkt verändern 
 

Der Gemüsemarkt in Europa befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Wandel. Jahrzehntelang stand bei der Beschaffung vor allem eines im Fokus: der Preis. 

Hauptsache günstig, schnell verfügbar und zuverlässig, auch wenn die Lieferanten weit entfernt waren. Doch dieses Modell gerät zunehmend unter Druck.  

Geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und der Klimawandel verändern die Spielregeln und zwingen viele Unternehmen dazu, ihre Beschaffungsstrategien neu zu überdenken. 

Ein zentrales Beispiel ist der Krieg in der Ukraine. Dieser hat nicht nur Lieferwege gestört, sondern auch Energiepreise und Düngemittelkosten stark ansteigen lassen.  

Besonders betroffen sind Gewächshausbetriebe und die Kühlkettenlogistik, die stark auf stabile Energiepreise angewiesen sind. Als wichtige Pfeiler des europäischen Gemüsemarkts geraten sie dadurch zunehmend unter Druck. 

Gleichzeitig wird der Handel mit Ländern wie China schwieriger. Politische Unsicherheiten, schwankende Zollregelungen und Exportkontrollen erschweren die Planbarkeit.  

Der Brexit bringt weitere Herausforderungen mit sich: längere Lieferzeiten, mehr Papierkram und zusätzliche Kosten. Dies ist besonders spürbar für kleine und mittlere Betriebe, die ohnehin mit begrenzten Ressourcen arbeiten. 

Hinzu kommt die wirtschaftliche Gesamtlage. Steigende Inflation und hohe Energiepreise belasten die gesamte Lebensmittelproduktion. Viele landwirtschaftliche Betriebe müssen mit knappen Margen auskommen, was Investitionen in neue Technik oder Anbauverfahren erschwert. 

Parallel dazu setzt die EU mit ihrer „Farm to Fork“-Strategie neue Standards in puncto Nachhaltigkeit. Die Ziele sind ambitioniert und notwendig, wie etwa die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln oder mehr Transparenz in der Lieferkette.  

Doch die Umsetzung bringt Aufwand mit sich: zusätzliche Berichtspflichten, neue Vorschriften und teils hohe Investitionskosten. Auch hier sind es oft die kleineren Betriebe im Gemüsemarkt, die besonders gefordert sind. 

All diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass globale Beschaffung nach dem alten Modell nicht mehr so reibungslos funktioniert wie früher. Unternehmen suchen nach neuen Wegen, ihre Lieferketten krisenfester und flexibler zu gestalten, ohne dabei auf Qualität oder Frische verzichten zu müssen. 

Eine Lösung, die dabei immer mehr in den Fokus rückt, ist Friendshoring. Der Ansatz setzt auf Lieferanten aus politisch stabilen, geografisch näher gelegenen Ländern. 

Friendshoring bietet die Möglichkeit, Lieferketten zu vereinfachen, Risiken besser zu steuern und gleichzeitig einen Beitrag zu einer nachhaltigen Lieferkette zu leisten. 

Gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Lebensmittelproduktion und dem Gemüsemarkt kann das den entscheidenden Unterschied machen. 

 

2.    Aktuelle Risiken und Herausforderungen für den europäischen Gemüsemarkt 
 

Der europäische Gemüsemarkt war lange Zeit ein Paradebeispiel für gut durchdachte Abläufe. Just-in-Time-Lieferungen, funktionierende Kühlketten und verlässliche Transportwege sorgten dafür, dass alles schnell, frisch und effizient lief. 

Doch genau diese Effizienz bringt auch ein Risiko mit sich: Das System ist empfindlich gegenüber Störungen. Sobald etwas Unvorhergesehenes passiert, sei es durch extremes Wetter oder globale Ereignisse, geraten die Abläufe schnell ins Stocken. 
 

Klimawandel macht den Gemüseanbau unberechenbarer 
 

Das Wetter wird immer schwerer vorherzusagen. Und das wirkt sich spürbar auf die Lebensmittelproduktion aus. In den letzten Jahren haben sich folgende Entwicklungen gezeigt: 
 

  • Langanhaltende Dürreperioden in Spanien und Portugal verringern die Erntemengen bei Salat und Tomaten. 
     
  • Hitzewellen und unregelmäßiger Regen in Frankreich und Italien verschieben oder verkürzen Pflanz- und Erntephasen. 
     

Solche Extremwetterlagen sind längst keine Einzelfälle mehr. Sie treten häufiger auf und treffen den Gemüsemarkt genau dort, wo Frische und Timing entscheidend sind. Besonders in Hochsaisonzeiten wird es dadurch zunehmend schwierig, die Nachfrage zuverlässig zu bedienen. 

 

Abhängigkeit von weit entfernten Lieferanten birgt Risiken 
 

Je globaler die Lieferkette, desto anfälliger wird sie. Unternehmen, die stark auf ferne oder politisch instabile Regionen angewiesen sind, stoßen immer wieder auf Probleme wie: 
 

  • Plötzliche Exportverbote oder neue Zölle
  • Verzögerungen beim Zoll und zusätzlicher Papierkram
  • Wenig Ausweichmöglichkeiten, wenn Lieferungen verspätet oder ganz ausfallen
     

Ein bekanntes Beispiel: Die Blockade des Suez-Kanals im Jahr 2021 dauerte nur wenige Tage, doch die Folgen bei Containerknappheit und Transportkosten waren über Monate spürbar, besonders bei empfindlicher Ware wie frischem Gemüse

 

Warum mehr Resilienz in der Lieferkette jetzt zählt
 

Heute geht es nicht mehr nur um den günstigsten Preis. Viele Betriebe im Gemüsemarkt überdenken ihre Strategien und setzen gezielt auf mehr Stabilität und Planungssicherheit. Das bedeutet zum Beispiel: 
 

  • Rohwaren aus einer breiteren Auswahl an Regionen beziehen
  • Logistikprozesse widerstandsfähiger gestalten
  • Kürzere, verlässlichere Transportwege bevorzugen 
     

Diese neue Herangehensweise lässt sich gut mit digitalen Tools kombinieren, wie etwa mit globalen Handelsmanagement-Systemen oder digital gesteuerten Lieferketten. So bleiben Unternehmen im Gemüsemarkt flexibler, reagieren schneller und behalten selbst in schwierigen Zeiten den Überblick. 

Am Ende geht es nicht nur darum, Ware zu bewegen, sondern darum, sie zuverlässig zu liefern. 

 

 

3.    Wie Friendshoring die Lieferkettenplanung in Europa umgestaltet 
 

Angesichts zunehmender Unsicherheiten auf den Weltmärkten schauen immer mehr Unternehmen im Gemüsemarkt nach Alternativen zur klassischen, global ausgerichteten Beschaffung.  

Ein Ansatz, der dabei immer stärker ins Zentrum rückt, ist das sogenannte Friendshoring. Die Idee dahinter: Anstatt Produkte aus weit entfernten Regionen zu beziehen, setzt man gezielt auf Handelspartner in politisch stabilen, geografisch näher gelegenen Ländern. 

Das können zum Beispiel Partner außerhalb der EU sein, wie Marokko, Tunesien oder Ägypten, aber auch Nachbarländer innerhalb Europas, etwa Spanien, die Niederlande oder Polen. So können Unternehmen ihre Lieferketten stärken und gleichzeitig leichter passende Lieferanten in der Nähe finden

Diese Regionen bringen nicht nur Erfahrung im Gemüseanbau mit, sondern auch bestehende logistische Infrastruktur und wachsende Investitionen in moderne Anbautechnologien. 

 

Die Vorteile von Friendshoring im Überblick: 
 

  • Kürzere Transportwege: weniger Risiko für Ausfälle, Verzögerungen oder Qualitätsverluste 
  • Politische Stabilität: sicherere Planungsgrundlagen für den Handel 
  • Weniger CO₂-Ausstoß: regionalere Lieferketten sind besser für die Umwelt und passen zu den EU-Nachhaltigkeitszielen 
     

Ein zusätzlicher Pluspunkt: Viele dieser Länder haben mit der EU bereits bilaterale Handelsabkommen, die den Warenverkehr erleichtern. Klare Regeln, weniger Bürokratie und verlässliche Rahmenbedingungen machen den Handel planbarer. Ein echtes Plus im oftmals zeitkritischen Gemüsemarkt. 

Gleichzeitig unterstützt die EU diesen Strategiewechsel aktiv mit gezielten Investitionen in zukunftsfähige Technologien. Dazu zählen etwa Vertical Farming, Präzisionslandwirtschaft (Precision Agriculture) oder automatisierte Systeme für Anbau und Verarbeitung.  

Diese Innovationen helfen nicht nur dabei, Erträge zu steigern und Ressourcen zu schonen, sondern machen die Lebensmittelproduktion und den Gemüsemarkt insgesamt widerstandsfähiger. 

Friendshoring ist also nicht nur eine Reaktion auf globale Krisen, sondern auch eine strategische Weiterentwicklung.  

Für Unternehmen im Gemüsemarkt bedeutet das: mehr Kontrolle, mehr Verlässlichkeit und ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Lieferkette, die auch langfristig funktioniert. 

Um mehr darüber zu erfahren, wie Handelsabkommen diesen Wandel unterstützen, lohnt sich ein Blick auf die Website der Europäischen Kommission (auf Englisch). Dort finden Sie Informationen zu den EU-Politiken nach Ländern und Regionen. 

 

 

4.    Kosten, Nutzen und strategische Vorteile von Friendshoring 
 

Immer mehr Unternehmen im Gemüsemarkt beschäftigen sich mit dem Thema Friendshoring.  

Dabei stoßen dabei auf eine zentrale Frage: Lohnt es sich, anfangs mehr zu investieren, um später von einer stabileren und sichereren Lieferkette zu profitieren? 

Tatsächlich sind die Produktionskosten in geografisch näher gelegenen, politisch stabilen Ländern in der Regel höher als bei klassischen Niedriglohnstandorten. 

Arbeitskräfte kosten mehr, Umweltauflagen sind strenger, und auch die Infrastruktur muss manchmal erst angepasst werden. Doch trotz dieser Einstiegshürden zeigt sich, dass der langfristige Nutzen beginnt, die anfänglichen Nachteile zu überwiegen.
 

Warum Friendshoring immer attraktiver wird: 
 

Stärkere Resilienz von Lieferketten 
 

Unternehmen machen sich weniger anfällig für plötzliche Störungen, wie geopolitische Spannungen, Transportprobleme oder Zölle. Eine stabilere Warenversorgung bedeutet, dass der Betrieb auch in Krisenzeiten verlässlich weiterläuft. 

 

Kürzere und planbarere Lieferwege 
 

Weniger Kilometer bedeuten weniger Risiko für Verzögerungen oder Verderb, was besonders wichtig im Gemüsemarkt ist. Gleichzeitig kann schneller auf Probleme reagiert werden, wodurch frische Ware schneller zum Kunden kommt.

 

Mehr Marktsicherheit 


Gute diplomatische Beziehungen sorgen für klarere Handelsbedingungen. Weniger Überraschungen bei Vorschriften und ein konstanteres Umfeld erleichtern die Preisgestaltung und langfristige Planung. 

 

Geringere Umweltbelastung 
 

Regionale Beschaffung bedeutet weniger Transport und damit geringere Emissionen. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltige Lieferkette und Erfüllung der EU-Klimaziele. 

 

Natürlich bringt Friendshoring auch Herausforderungen mit sich. Die höheren Anfangskosten schrecken manche ab. Doch viele dieser Ausgaben gleichen sich über die Zeit aus, dank geringerer Ausfälle, stabilerer Prozesse und besserer Planbarkeit. 

Ein weiterer Punkt: Die Umstellung auf regionale Produktion erfordert oft Investitionen in moderne Technologien. Vertical Farming, automatisierte Abläufe oder klimatisierte Anbausysteme machen den Gemüseanbau effizienter und ganzjährig planbar. 

Viele Betriebe im Gemüsemarkt nutzen deshalb schon heute smarte Tools: 
 

  • Automatisierung zur Senkung von Personalkosten
  • Kontrollierte Anbausysteme für verlässliche Erträge
  • Präzisionslandwirtschaft, um Wasser, Energie und Betriebsmittel gezielt einzusetzen 
     

So wird regionale Beschaffung wirtschaftlich machbar, ohne dabei an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.  

Friendshoring ist längst kein Nischenthema mehr, sondern Teil einer größeren Strategie, um Europas Abhängigkeit von globalen Risiken spürbar zu reduzieren. 

 

5.    Drei umsetzbare Strategien für erfolgreiches Friendshoring im Gemüsemarkt 
 

Wer im Gemüsemarkt auf Friendshoring setzt, braucht mehr als nur einen neuen Lieferanten; es geht um eine gezielte Neuausrichtung der gesamten Wertschöpfungskette.  

Damit dieser Wandel gelingt, sind drei strategische Schritte entscheidend: 
 

1) Risiken systematisch analysieren 
 

Bevor neue Partnerschaften aufgebaut werden, sollten politische, klimatische und logistische Risiken bewertet werden. Wo gibt es Störanfälligkeiten? Wo kann Regionalität für mehr Sicherheit sorgen? 

 

2) Technologie gezielt einsetzen 
 

Moderne Technik ist der Schlüssel, um trotz höherer Kosten wettbewerbsfähig zu bleiben:
 

  • Automatisierung senkt Personalkosten
  • Vertical Farming sorgt für gleichmäßige, ganzjährige Ernten
  • Präzisionslandwirtschaft spart Wasser, Energie und Dünger

 

3) Regionale Netzwerke aufbauen 
 

Enge Zusammenarbeit mit lokalen Anbauern, Technologieanbietern und Verbänden schafft Vertrauen, Innovation und neue Synergien. Dies ist ein echtes Plus für nachhaltiges Wachstum und Versorgungssicherheit. 

 

6.    Profi-Tipp: So gelingt die regionale Beschaffung im Gemüsemarkt 
 

Der Schlüssel für dauerhaft erfolgreiches Friendshoring im Gemüsemarkt liegt nicht nur in der Auswahl neuer Partner, sondern vor allem im Aufbau starker, vertrauensvoller Beziehungen.  

Wer regelmäßig den direkten Austausch mit regionalen Produzenten pflegt, wie etwa durch Besuche, persönliche Gespräche oder gemeinsame Projekte, erkennt frühzeitig operative Engpässe und kann flexibel gegensteuern. Diese Nähe schafft Vertrauen und legt den Grundstein für langfristige Zusammenarbeit auf Augenhöhe. 

Doch Nähe allein reicht nicht aus. Ebenso wichtig ist eine moderne, digitale Infrastruktur. Tools wie Echtzeit-Tracking, automatisierte Lagerverwaltung oder analytische Lieferketten-Software geben Betrieben mehr Kontrolle und ermöglichen schnelles Handeln, wenn es zu Verzögerungen oder Engpässen kommt. 

Gerade die Kombination aus persönlicher Verbindung und digitaler Transparenz macht Friendshoring im Gemüsemarkt besonders leistungsfähig. Nicht nur für kleine Höfe, sondern auch für größere landwirtschaftliche Betriebe und Lieferanten, die überregional oder europaweit agieren und dennoch flexibel und effizient bleiben wollen

 

 

7. Fazit 
 

Friendshoring ist weit mehr als ein Trend. Es ist eine durchdachte Antwort auf die aktuellen Herausforderungen im europäischen Gemüsemarkt.  

Der Ansatz hilft Unternehmen dabei, ihre Lieferketten zu stabilisieren, nachhaltiger zu wirtschaften und ihre Lebensmittelproduktion zukunftssicher aufzustellen.  

Mit Unterstützung durch EU-Förderprogramme und moderne Technologien wird Friendshoring zu einer echten Chance für langfristige Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend komplexen Marktumfeld. 

 

Für weitere Informationen rund um die Lebensmittelproduktion und globalen Lieferketten, besuche Inside Business – der Online-Blog von wer liefert was (wlw):