Überblick
- Was genau ist kultiviertes Fleisch?
- Ist kultiviertes Fleisch gesund? Was die Wissenschaft sagt
- Die Lage in Europa – Land für Land
- Warum Verbraucher bereit sind, kultiviertes Fleisch zu probieren
- Was das für B2B-Beschaffung und Produktstrategien bedeutet
1. Was genau ist kultiviertes Fleisch?
Kultiviertes Fleisch, auch als im Labor gezüchtetes oder zellbasiertes Fleisch bekannt, ist echtes Fleisch. Doch anstatt Tiere aufzuziehen, entnehmen Unternehmen eine kleine Menge tierischer Zellen und züchten diese in kontrollierten Umgebungen mit Nährstoffen, Wärme und Sauerstoff.
Das Ergebnis ist Fleisch, das aussieht, schmeckt und sich zubereiten lässt wie herkömmliches Fleisch, aber mit deutlich geringerem Einfluss auf die Umwelt.
Der Prozess vermeidet die Viehzucht, reduziert den Verbrauch von Land und Wasser und macht Antibiotika in der Lieferkette überflüssig.
2. Ist kultiviertes Fleisch gesund? Was die Wissenschaft sagt
Weltweite wissenschaftliche Studien bestätigen, dass kultiviertes Fleisch vergleichbare Mengen an Proteinen, Fetten und Mikronährstoffen wie konventionelles Fleisch bietet.
Je nach Herstellung könnte kultiviertes Fleisch eine gleichwertige oder sogar verbesserte Nährstoffzusammensetzung gegenüber traditionellem Fleisch aufweisen. Gründe dafür:
Anpassbare Nährwerte
- Der Fettgehalt kann reduziert werden, um ungesunde gesättigte Fette zu minimieren.
- Produkte können mit gesunden Fetten wie Omega-3-Fettsäuren angereichert werden.
- Frei von Antibiotika und Verunreinigungen, die in herkömmlichen Fleischlieferketten häufig vorkommen.
Keine Antibiotika, keine Hormone
- Gezüchtet in sterilen, kontrollierten Umgebungen – ganz ohne Antibiotika oder Wachstumshormone.
- Beseitigt gesundheitliche Risiken im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen aus der konventionellen Viehzucht.
Geringeres Risiko lebensmittelbedingter Krankheiten
- Kultiviertes Fleisch birgt ein deutlich geringeres Risiko für Erreger wie Salmonellen und E. coli.
- Saubere Produktionsprozesse verringern die Gefahr fleischbedingter Lebensmittelvergiftungen.
- Da kultiviertes Fleisch noch neu ist, fehlen Langzeitstudien an großen Bevölkerungsgruppen.
Die meisten Wissenschaftler und Aufsichtsbehörden betrachten es derzeit als sicher und nahrhaft, weil es biologisch mit traditionellem Fleisch identisch ist. Voraussetzung dafür ist, dass die Produktionsprozesse hohe Lebensmittelsicherheitsstandards erfüllen.
Der Aufbau starker Partnerschaften mit verlässlichen Lebensmittelzulieferern wird entscheidend sein, um Qualität und Vertrauen zu sichern, während der Markt wächst.

3. Die Lage in Europa – Land für Land
Kultiviertes Fleisch könnte innerhalb der nächsten zwei Jahre in europäischen Regalen liegen. Das Verfahren nimmt schnell Fahrt auf, wobei Tschechien und die Niederlande zu den Vorreitern zählen. Die Niederlande führen bereits in der Forschung und erlauben unter kontrollierten Bedingungen erste Verkostungen.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und andere Regulierungsbehörden prüfen kultiviertes Fleisch derzeit intensiv, um die Verbrauchersicherheit vor einer Zulassung zu gewährleisten.
Das Tempo dürfte sich erhöhen, da Singapur und die USA internationale Maßstäbe gesetzt haben und der Weg für Europa klarer wird. Dennoch könnte der Markt unterschiedlich stark wachsen.
Einige europäische Länder könnten die Technologie rasch übernehmen, während andere Einschränkungen oder sogar Verbote einführen, was zu einem uneinheitlichen Markt führen kann.
Land | Haltung zu kultiviertem Fleisch | Status / Anmerkungen |
Ungarn | Verboten | Jüngst Gesetz verabschiedet, das Produktion und Verkauf verbietet. |
Italien | Restriktiv | Geplantes Verbot zum Schutz kulinarischen Erbes. |
Tschechien | Offen | Aktive Diskussionen; möglicher Frühnutzer. |
Niederlande | Unterstützend | Führend in Forschung; kontrollierte Verkostungen erlaubt. |
Frankreich | Vorsichtig, aber engagiert | Laufende Gespräche mit Behörden; noch kein klarer Zulassungsweg. |
Dänemark | Proaktiv | Staatliche Unterstützung, vor allem für pflanzliche Proteine. |
Spanien | Neutral / Erkundend | Noch keine offizielle Haltung; Diskussionen laufen. |
Singapur & USA | Zugelassen (Referenzmärkte) | Im Labor gezüchteter Lachs und Huhn bereits erhältlich. |
4. Warum Verbraucher bereit sind, kultiviertes Fleisch zu probieren
Das Interesse an alternativen Proteinen boomt. Fast 42 % der Europäer in 13 Ländern haben in den letzten zwei Jahren pflanzliche Proteine, Hülsenfrüchte oder andere Fleischalternativen ausprobiert.
Vor allem junge Konsumenten zeigen Neugier: In Deutschland gaben 82 % der 18 bis 24-Jährigen an, kultiviertes Fleisch probieren zu wollen. In Frankreich liegt der Anteil niedriger, aber auch hier ist die junge Generation der wichtigste Treiber künftiger Nachfrage.
Supermärkte reagieren bereits: In Ländern wie Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden bauen führende Einzelhändler ihre pflanzlichen Eigenmarken aus. Kultiviertes Fleisch dürfte bei wachsender Nachfrage denselben Weg gehen.
Der Wandel vom Nischenprodukt zum Mainstream könnte schnell erfolgen, besonders bei gesundheits- und umweltbewussten Konsumenten.
5. Was das für B2B-Beschaffung und Produktstrategien bedeutet
- Lieferketten werden sich verändern: Kultiviertes Fleisch bringt neue Lieferanten, Technologien und Logistikprozesse. Qualitätskontrollen müssen angepasst werden, vor allem in Bezug auf Lagerung, Transport und Rückverfolgbarkeit.
- Portfolios werden vielfältiger: Die Aufnahme von kultiviertem Fleisch kann Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit und Innovation setzen, einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
- Regulatorische Konformität wird entscheidend: Kennzeichnungs- und Klassifizierungsregeln dürften je nach EU-Land variieren. Wer sich früh mit rechtlichen Entwicklungen auseinandersetzt, ist im Vorteil.
- Verträge und Preisgestaltung könnten komplex sein: Die ersten kultivierten Fleischprodukte werden wahrscheinlich nur in begrenzten Mengen verfügbar und hochpreisig sein. Einkäufer benötigen flexible Vertragsmodelle und neue Preisstrategien, um Unsicherheiten zu begegnen. Frühzeitige Partnerschaften können jedoch bessere Konditionen sichern, wenn der Markt wächst.
Fazit
Kultiviertes Fleisch wird für europäische B2B-Unternehmen und KMUs rasch zur echten Option.
Die nächsten zwei Jahre werden entscheidend sein für diesen neuen Ernährungstrend. Unternehmen, die jetzt B2B-Partnerschaften eingehen, könnten zu den ersten gehören, die diese innovativen Produkte anbieten und sich so im wachsenden Nachhaltigkeitswettlauf einen Vorsprung verschaffen.
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