Inhaltsübersicht
- Was ist weißer Wasserstoff?
- Die Entdeckung in Frankreich
- Welche Bedeutung hat weißer Wasserstoff für die Industrie?
- Frankreich prescht vor, aber andere Länder holen auf
- Noch viele offene Fragen
1. Was ist weißer Wasserstoff?
Weißer Wasserstoff (H2) entsteht auf natürliche Weise tief unter der Erdoberfläche durch geologische Prozesse wie Serpentinisierung oder Radiolyse. Ähnlich wie Erdgas oder Erdöl sammelt er sich in unterirdischen Lagerstätten und kann mit vergleichsweise geringem technischem Aufwand gefördert werden, ohne dabei CO2-Emissionen zu verursachen.
Besonders für schwer zu dekarbonisierende Sektoren wie Transport, Schwerindustrie und Fertigung bietet diese Energieform neue Perspektiven.
Im Vergleich zu anderen Wasserstoffarten ergibt sich ein klares Bild:
Wasserstofftyp | Herstellungsweise | CO2-Emissionen | Marktanteil |
Grau |
Aus Methan |
Hoch |
ca. 48 % |
Blau |
Aus Methan mit CO2-Abscheidung |
Mittel |
ca. 22 % |
Grün |
Aus Wasser mit Ökostrom (Elektrolyse) |
Gering (bei Ökostrom) |
ca. 1 % |
Weiß |
Natürlich entstanden |
Keine |
<0,1 % |
Weißer Wasserstoff benötigt keine Elektrolyseanlagen oder CO2-Abscheidetechnologien. Die geschätzten Förderkosten liegen bei lediglich 0,5 bis 1,5 € pro Kilogramm. Damit liegt dieser deutlich unter dem Niveau von grünem Wasserstoff, der je nach Strompreis zwischen 4 und 6 €/kg kostet.
2. Die Entdeckung in Frankreich
Der erste Hinweis auf das Vorkommen kam 2023 bei einer Methanbohrung im Nordosten Frankreichs. In rund 1.250 m Tiefe stellten Forscher außergewöhnlich hohe Wasserstoffkonzentrationen von bis zu 20 % fest. Daraufhin starteten das nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) und das geologische Forschungsinstitut BRGM weiterführende Untersuchungen.
Im Mai 2025 bestätigten Wissenschaftler dann ein weiteres großes Vorkommen im Osten Frankreichs, das derzeit als weltweit größte bekannte Lagerstätte für natürlichen Wasserstoff gilt. Die Gegebenheiten der Region gelten damit als besonders vielversprechend für die zukünftige Förderung.
Das Reservoir wird auf ein Volumen von bis zu 250 Millionen Tonnen geschätzt und könnte den weltweiten Bedarf für zwei bis drei Jahre decken. Bei einem angenommenen Marktwert von 2 € pro Kilogramm entspricht das einem wirtschaftlichen Potenzial von rund 500 Milliarden €.
Zentrale Daten auf einen Blick:
Merkmal | Angabe |
Erstnachweis |
2023 bei Methanbohrung |
Tiefe der Lagerstätte |
ca. 1.250 m |
Wasserstoffanteil |
Bis zu 20 % |
Beteiligte Institutionen |
CNRS, BRGM |
Geschätztes Volumen |
250 Mio. Tonnen |
Potenzieller Marktwert |
ca. 500 Mrd. € (bei 2 €/kg) |
Weltweiter Wasserstoffbedarf |
~95 Mio. t jährlich (größtenteils fossil) |
Bestätigung des Fundes |
Mai 2025: größtes Vorkommen an weißem Wasserstoff weltweit |
Standort |
Lothringer Becken, Nordostfrankreich |
CO2-Emissionen |
Keine |
Geschätzte Förderkosten |
0,5–1,5 €/kg |
Hauptanwendungen |
Energie, Transport, Industrie |
Globaler Einfluss |
Bedarf für 2–3 Jahre abdeckbar |
Start der Pilotphase |
Voraussichtlich 2027–2028 |
3. Welche Bedeutung hat weißer Wasserstoff für die Industrie?
Für viele Industriezweige könnte weißer Wasserstoff eine kostengünstige, skalierbare und CO2-freie Energieoption darstellen.
- Energiewirtschaft: Einsatz in Wasserstoffturbinen oder als Speicherlösung für Stromspitzenzeiten.
- Transport & Logistik: Alternative für Lkw, Züge oder Schiffe, bei denen Batterien an ihre Grenzen stoßen.
- Schwerindustrie: Dekarbonisierung energieintensiver Prozesse wie Stahl- oder Zementherstellung sowie Ammoniakproduktion.
Weißer Wasserstoff ermöglicht Emissionssenkungen ohne Leistungseinbußen – ein echter Vorteil in wettbewerbsintensiven Märkten.
Die folgenden Etappen markieren den Weg von der wissenschaftlichen Entdeckung hin zur industriellen Nutzung:

Langfristig bieten sich Chancen in den Bereichen Prozesswärme, industrielle Gase, Wasserstoff-Logistik und Flottenlösungen. Unternehmen, die früh strategische Partnerschaften eingehen, könnten sich entscheidende Vorteile sichern.

4. Frankreich prescht vor, aber andere Länder holen auf
Obwohl Frankreich aktuell führend ist, arbeiten auch andere Staaten am Aufspüren natürlicher Wasserstoffquellen.
- USA: Explorationsprogramme in Nebraska und dem Appalachen-Becken
- Australien: Bohrungen in abgelegenen Regionen Westaustraliens
- Osteuropa: Erste Projekte in Ländern wie der Slowakei
- Deutschland: Geringes Potenzial aufgrund geologischer Bedingungen
Frankreich profitiert von einem geologisch günstigen Umfeld und plant bereits mit der EU eine beschleunigte Gesetzgebung zur Förderung und Erkundung von weißem Wasserstoff.

Projekte und Erkundungsaktivitäten: natürlich vorkommender Wasserstoff und Helium
5. Noch viele offene Fragen
Trotz des Potenzials sind wichtige Fragen offen, die vor einer großflächigen Erschließung geklärt werden müssen:
- Förderbarkeit: Nicht jeder Wasserstoffvorrat lässt sich technisch oder wirtschaftlich gewinnen.
- Geologische Auswirkungen: Wie wirken sich großflächige Entnahmen auf das Gestein aus? Besteht Erdbebengefahr wie bei Gasförderung?
- Wasserqualität: Können Bohrungen das Grundwasser beeinträchtigen?
- Akzeptanz: Wie reagieren Anwohner und Umweltverbände auf Projekte in sensiblen Gebieten?
- Rechtlicher Rahmen: Frankreich verfügt bislang über kein spezifisches Bergrecht für Wasserstoff, weswegen neue Regelungen nötig sein werden.
Fazit
Da das Interesse an grünem Wasserstoff und erneuerbaren Lösungen weiter zunimmt, rückt weißer Wasserstoff als natürliche und saubere Alternative in den Fokus. Seine langfristige Nutzbarkeit ist zwar noch ungewiss, doch das Potenzial ist nicht zu übersehen.
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