Überblick 

  1. Virale Trends lenken Supermarktregale 
  2. Einkaufsstrategien passen sich TikTok-Trends an 
  3. Regulierung und Geschäftsauswirkungen von TikTok in Europa 
  4. Zentrale Erkenntnisse für B2B-Einkäufer 

 

1. Virale Trends lenken Supermarktregale 

In der einen Woche ist es Schokolade, in der nächsten Matcha-Latte. Europäische Supermärkte, einst bekannt für stabile und vorhersehbare Sortimente, versuchen nun mit Mühe, alles auf Lager zu haben, was TikTok gerade berühmt macht. 

Für B2B-Einkäufer bedeutet das: engere Produktzyklen und unberechenbare Lieferketten, die Beschaffung muss schneller reagieren als je zuvor. 

Was früher Monate dauerte, passiert jetzt in wenigen Tagen. Schnelle Lieferantenintegration, kürzere Vorlaufzeiten und kleinere, flexiblere Bestellmengen werden zur Norm, um Nachfrageschwankungen zu bewältigen, ohne auf überschüssiger Ware sitzenzubleiben. 

Doch dieses Tempo zu halten ist nicht einfach, besonders dann nicht, wenn virale Trends plötzliche Lieferengpässe und Preissprünge verursachen. 

Der Hype um Dubai-Schokolade ließ etwa den Preis von Pistazien innerhalb eines Jahres von 6,68 € auf 9,00 € pro Pfund steigen. Und selbst erhöhte Produktionskapazitäten konnten den Mangel von Matcha nicht verhindern, als die Nachfrage die Prognosen überstieg. 

Viele trendige Zutaten stammen aus geografisch konzentrierten Regionen wie Kalifornien oder dem Iran. Das macht die Lieferketten anfällig für Störungen durch Extremwetter, geopolitische Umbrüche oder Exportbeschränkungen. 

Für B2B-Einkäufer ist effizient betriebenes Multi-Sourcing der einzige Weg, um zuverlässige Lieferanten zu finden und mit dem steigenden Druck Schritt zu halten. Es erhöht die Flexibilität, stärkt die Verhandlungsposition und reduziert das Risiko bei Ausfällen einzelner Lieferanten. 

 

 

2. Einkaufsstrategien passen sich TikTok-Trends an 

Die Zeit langer Produkteinführungszyklen ist vorbei. Unternehmen setzen heute auf Social Listening und KI, um TikTok-Trends frühzeitig zu erkennen. Produktentwicklungen, die früher Monate dauerten, werden auf wenige Wochen oder sogar Tage verkürzt. 

Um Kunden nicht zu enttäuschen oder Lieferketten zu überlasten, führen einige Supermärkte Kaufbeschränkungen ein. So wurde der Kauf der viralen Dubai-Schokolade auf maximal zwei Tafeln pro Kunde begrenzt. Einerseits soll dadurch die Spitzenlast kontrolliert werden, andererseits geraten Lieferanten zusätzlich unter Druck, einen kontinuierlichen Vorrat zu sichern. 

Gleichzeitig arbeiten Eigenmarken und große Einzelhändler wie Lidl zügig an der Entwicklung eigener Trendprodukte. Diese White-Label-Alternativen ermöglichen es, gefragte Artikel zu günstigen Preisen anzubieten und zugleich das Markenprofil zu stärken. 

 

3. Regulierung und Geschäftsauswirkungen von TikTok in Europa 

TikTok ist unbestritten ein wichtiger Trendtreiber in Europa. Doch seit 2024 steht die Plattform unter besonderer Beobachtung, insbesondere wegen ihres Algorithmus, der das Konsumverhalten in rasendem Tempo verändert. 

Die EU hat mit dem Digital Services Act (DSA) neue Regeln eingeführt, um Inhalte besser zu moderieren, Minderjährige zu schützen und algorithmische Prozesse transparenter zu machen. 

Einzelne Länder wie Frankreich und die Niederlande haben nationale Untersuchungen zu TikToks Datenschutzpraktiken und der suchterzeugenden Wirkung von Kurzvideos gestartet. 

Dänemark und Belgien ziehen inzwischen in Betracht, TikTok in Schulen und öffentlichen Einrichtungen einzuschränken, während die EU-Kommission die App bereits auf Diensthandys ihrer Mitarbeitenden verboten hat. 

Diese regulatorischen Schritte könnten langfristig die Reichweite von TikTok einschränken oder die Art verändern, wie Trends sich verbreiten. 

All diese Unsicherheiten zeigen, dass TikToks Einfluss für Unternehmen keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Die Reichweite der Plattform kann schwanken, und auch die Entstehung von Trends verändert sich möglicherweise. 

Wer auf TikTok für Marketing oder Trendbeobachtung setzt, muss flexibel bleiben, gesetzliche Entwicklungen im Blick behalten und gegebenenfalls auf andere Kanäle ausweichen, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. 

Trotz aller Unsicherheiten bleibt TikTok ein mächtiges Werkzeug, um auf schnell wechselnde Konsumentenbedürfnisse zu reagieren, solange man Chancen und Compliance klug austariert. 

 

4. Schnelle Erkenntnisse für B2B-Einkäufer 

 

  • TikTok ist eine zentrale Trendquelle für Unternehmen und beeinflusst die Konsumentennachfrage in Europa in rasantem Tempo

 

  • Virale TikTok-Trends können plötzliche und schwer planbare Nachfrageanstiege auslösen. Beschaffungsprozesse müssen sich anpassen

 

  • Multi-Sourcing reduziert Abhängigkeiten und stärkt die Resilienz der Lieferkette

 

  • Social Listening, KI-gestützte Trendanalysen und digitale B2B-Plattformen ermöglichen schnellere, datengestützte Einkaufsentscheidungen

 

  • Die Entwicklung von Eigenmarken bietet eine schnelle und kosteneffiziente Möglichkeit, auf neue Produkttrends zu reagieren

 

  • Proaktives Risikomanagement ist entscheidend mit flexiblen Verträgen, Lagerpuffern und diversifizierten Lieferanten

 

  • EU-weite Regulierungen könnten TikToks zukünftige Rolle beim Nachfragetrend verändern, ständiges Monitoring ist unerlässlich

 

  • B2B-Beschaffer in der Lebensmittelbranche müssen viraler Nachfrage voraus sein, ohne Lieferstabilität, Kostenkontrolle und Nachhaltigkeit aus dem Blick zu verlieren.

 

Für weitere Einblicke zu Trends und Entwicklungen in der Lebensmittelbranche, besuchen Sie den wer liefert was Inside Business Blog: 

Warum die Matcha-Krise weltweit spürbar ist

Cannabis in Haribo-Gummibärchen stellt Lieferkettensicherheit infrage

Ende des gentechnikfreien Ackerbaus? Die EU-Reform stellt die Weichen neu

Wie Friendshoring den Europäischen Gemüsemarkt und die Lebensmittelproduktion stärkt