Inhaltsübersicht 

  1. Europas Rückkehr zur Kernenergie 
  2. Netzstabilität und Energiehoheit 
  3. Was Kernenergie für B2B-Lieferanten und Energieeinkäufer in Europa bedeutet 
  4. Kleine modulare Reaktoren: eine flexible Kernenergieoption 
  5. Kann Kernenergie Europas fragile Netze stabilisieren? 
  6. Wie geopolitische Unsicherheit Europas Atomagenda vorantreibt 

 

1. Europas Rückkehr zur Kernenergie 

Länder wie Frankreich, Finnland, Polen und Tschechien haben erst kürzlich ihre Pläne zur Kernenergie ausgebaut, um die lokale Energieversorgung zu stärken und CO2-Emissionen zu senken. 

2022 startete die Europäische Kommission den REPowerEU-Plan, der Kernenergie als wichtigen Bestandteil des europäischen Energiemixes etablierte. Kernenergie wurde unter EU-Regeln als „Übergangstechnologie“ auf dem Weg zu grüner Energie eingestuft. 

Dieser Wandel erfolgte aufgrund des Anstiegs der Energiepreise und dem Bestreben Europas, seine Abhängigkeit von instabilen Gasmärkten wie Russland zu verringern. 

 

2. Netzstabilität und Energiehoheit 

Im Vergleich zu schwankenden erneuerbaren Energien wie Solar und Wind liefert Kernenergie eine konstante, verlässliche Grundlast und ist deshalb essenziell für stabile Stromnetze. 

Diese wachsende Anerkennung treibt europaweit eine Welle neuer Investitionen und Interessen an: 

Frankreich, das bereits rund 70 % seines Stroms aus Kernenergie bezieht, verlängert die Laufzeiten bestehender Reaktoren und plant Neubauten. 

Polen investiert in seine ersten Kernreaktoren, um Kohle schrittweise abzuschaffen. 

Finnlands neuer Reaktor Olkiluoto 3 ist einer der größten Europas und sorgt für erhebliche Netzstabilität. 

Deutschland, das seine letzten Reaktoren 2023 abschaltete, lockert inzwischen seine Haltung und unterstützt auf EU-Ebene eine ausgewogene Rolle der Kernenergie für Energiesicherheit und Klimaziele

 

3. Was Kernenergie für B2B-Lieferanten und Energieeinkäufer in Europa bedeutet 

Das Comeback der Kernenergie eröffnet neue Chancen und Herausforderungen für B2B-Unternehmen entlang der Energielieferkette. 

Hersteller, Technologieanbieter, Ingenieurbüros und Brennstofflieferanten werden voraussichtlich eine steigende Nachfrage erleben, da Kernenergieprojekte an Fahrt gewinnen. 

Gleichzeitig sind stärkere Partnerschaften und eine Diversifizierung der Lieferantennetze entscheidend, um widerstandsfähig und wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmen müssen sich auf veränderte Beschaffungsregeln, strengere Vorschriften und anhaltende geopolitische Risiken einstellen. 

 

 

4. Kleine modulare Reaktoren: eine flexible Kernenergieoption 

Besonders vielversprechend sind kleine modulare Reaktoren (SMRs, Small Modular Reactors), die die Beschaffungsstrategie von Kernenergie in Europa verändern. 

Die Europäische Kommission fördert SMRs als schnellere und flexiblere Lösung. Im Unterschied zu klassischen Kernkraftwerken sind SMRs kompakt (je Einheit bis zu 300 MW) und können näher am Verbrauchsort errichtet werden, wie zum Beispiel in Industriezentren oder abgelegenen Regionen. 

Rumänien arbeitet an einem SMR-Projekt, das Anfang der 2030er Jahre in Betrieb gehen könnte. Auch Schweden und Polen erforschen SMRs, um ihre Kernkapazitäten rasch auszubauen. 

Parallel dazu arbeitet eine europäische Industrieallianz daran, die Entwicklung zu beschleunigen und SMRs europaweit auf den Markt zu bringen. 

 

5. Kann Kernenergie Europas fragile Netze stabilisieren? 

Die jüngsten Stromausfälle in Spanien und Portugal zeigten die Grenzen von Netzen, die stark von schwankenden erneuerbaren Energien abhängig sind. 

Experten warnen, dass die meisten europäischen Stromnetze bisher nur für fossile Energien ausgerichtet sind. Ein zu schneller Übergang ohne verlässliche Alternativen könnte die Frequenzstabilität gefährden. 

Um dem entgegenzuwirken, sorgt Kernenergie mit ihren großen rotierenden Turbinen für physikalische Trägheit, die den Stromnetzen hilft, Störungen abzufedern. 

Derzeit wird an Technologie zur synthetischen Trägheit gearbeitet, die die natürliche Frequenzresistenz großer Turbinen nachahmen und so zur Netzstabilisierung beitragen soll. 

Diese Technik ist allerdings noch nicht im großflächigen Einsatz und benötigt Zeit, bis sie zum Standard wird. 

 

6. Wie geopolitische Unsicherheit Europas Atomagenda vorantreibt 

Während Europa seine Abhängigkeit von russischem Öl und Gas reduziert, hängt sein Kernenergiesektor weiterhin stark vom angereicherten Uran ab. 

Laut dem World Nuclear Industry Status Report sind Anfang 2025 rund 20 % der EU-Kernreaktoren noch immer auf russischen Brennstoff angewiesen, was eine riskante Abhängigkeit bedeutet. 

Die Europäische Kommission arbeitet intensiv daran, dies zu ändern. Europa baut dringend neue Lieferketten mit Ländern wie Kanada, Kasachstan und Australien auf. Die Euratom Supply Agency verstärkt ihre Kontrolle, um eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Quellen künftig zu vermeiden. 

 

Doch der Vorstoß zur Kernenergie spaltet die EU: 

 

  • Frankreich, Ungarn und Finnland unterstützen den Ausbau als Lösung für Energiesicherheit und Netzstabilität.

 

  • Österreich und Luxemburg lehnen Kernenergie aus Umwelt- und Sicherheitsgründen strikt ab.

 

  • Deutschland steht dazwischen, kämpft aber weiterhin mit starker öffentlicher Ablehnung.

 

Diese Spaltung droht ein Flickenteppich nationaler Strategien, unterschiedlicher Beschaffungsregeln und unkoordinierter Investitionen in Europa zu schaffen. 

 

Fazit 

Obwohl die Kernenergie in Europa bereits wieder wächst, beschleunigt die globale Energieunsicherheit dieses Comeback. 

Lieferunterbrechungen, Engpässe im Transport und Preisschocks durch geopolitische Konflikte zeigen, wie riskant es ist, sich auf eine einzige Energiequelle zu verlassen. 

Für kleine und mittlere Unternehmen mit begrenzten Lagerkapazitäten und engeren finanziellen Spielräumen kann eine Unterbrechung der Brennstoffversorgung besonders hart und schnell zuschlagen. 

Europas Energiesystem, Lieferketten und fragile Netze stehen unter nie dagewesenem Druck. Dieser Weckruf treibt Führungskräfte in der EU dazu, ihre Energiestrategie hier und jetzt zu überdenken. 

 

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